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Förderung der Selbstständigkeit durch Unterstützung


In den letzten Jahrzehnten hat sich die Einstellung von der Betreuung von Menschen mit Behinderungen, die als “krank” wahrgenommen werden, dazu entwickelt, dass Menschen mit Behinderungen, die als gleichberechtigt mit anderen anerkannt werden, ein selbstbestimmtes Leben führen und an der Gesellschaft teilhaben können.

● Geprägt durch die Impulse der UN-Behindertenrechtskonvention haben sich Standards für die Gestaltung von Chancengleichheit im Leben entwickelt und damit ein neuer Bewertungsmaßstab für das soziale Miteinander (Wansing, Windisch 2017).

● Gleichzeitig wurde die konzeptionelle Arbeit auch auf professioneller Seite radikal verändert.


Im Folgenden werden einige der wichtigsten Ansätze und Theorien vorgestellt, die sich mit der Förderung der Unabhängigkeit von Menschen mit Behinderungen befassen:

  1. Empowerment Ansatz
  2. Personenzentrierter Ansatz
  3. Theorie der Selbstbestimmung

● Der Begriff “Empowerment” bedeutet Selbstermächtigung und Stärkung der eigenen Kraft, Autonomie und Selbstbestimmung.

● Empowerment beschreibt die Förderung von Prozessen der Selbstermächtigung, in denen Menschen in Situationen der Benachteiligung, des Mangels oder der sozialen Ausgrenzung ihre Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen, sich ihrer Fähigkeiten bewusst werden, ihre Stärken entwickeln und lernen, ihre individuellen und kollektiven Ressourcen zu nutzen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen.


Das Empowerment-Konzept basiert auf den folgenden ethischen Grundüberzeugungen:

1. Persönliche Aspekte: Beziehungsfähigkeit, Selbstakzeptanz, Bewältigungsstrategien

2. Soziale Aspekte: Emotionale Unterstützung, kognitive Unterstützung, soziale Kontakte, soziale Identität

3. Strukturelle Aspekte: Kapital (Gehalt, Vermögen, Wohneigentum usw.); kulturelles Kapital (Bildung, Wissen, Fähigkeiten usw.) symbolisches Kapital (Wertesystem)


Denken Sie über die verschiedenen Aspekte von Empowerment nach und überlegen Sie, wie das Personal jeden Aspekt von Empowerment bei den Dienstleistungs-nutzern fördern kann.

1. Persönliche Aspekte: z. B. Wie kann das Personal die Beziehungsfähigkeit fördern?

2. Soziale Aspekte: z. B. Wie kann das Personal soziale Kontakte fördern?

3. Strukturelle Aspekte: z. B. Wie kann das Personal kulturelles Kapital (Bildung, Wissen, Fähigkeiten usw.) fördern?


● Jeder Mensch strebt nach Entwicklung und Entfaltung und möchte dies
auch beibehalten.

● Carl Rogers war davon überzeugt, dass jedes Leben ein Wachstumspotenzial
in sich birgt und dieses nur darauf wartet, aktiviert zu werden.

● Dieses Potenzial stellt die entscheidende Triebkraft für die menschliche Entwicklung dar und wird von Rogers auch als das Streben nach Selbstverwirklichung bezeichnet.

● Um dieses Wachstumspotenzial im Menschen zu aktivieren, sind bestimmte Voraussetzungen erforderlich.

● Hier gibt es zwei grundlegende Komponenten: Selbstbestimmung und Autonomie.

● Deshalb müssen den Menschen Mitsprache, Freiheit und Handlungsspielraum für eine positive und konstruktive Entwicklung ihrer Persönlichkeit gegeben werden.


Authentizität und Kongruenz – Gefühle zeigen, ohne zu urteilen

Bedingungslose Wertschätzung – Klienten mit all ihren Fehlern und ohne Bedingungen wertschätzen

Empathie – sich in die Erfahrungswelt des anderen einfühlen


Nach der Selbstbestimmungstheorie (SDT) gibt es drei Hauptkomponenten, die grundlegende menschliche Bedürfnisse darstellen:

  1. Kompetenz (Selbstwirksamkeit)
  2. Soziale Integration
  3. Autonomie

1.) Kompetenz (Selbstwirksamkeit): Wenn sich eine Person kompetent fühlt, hat sie das Gefühl, dass sie effizient mit ihrer Umwelt interagieren kann.

2.) Soziale Eingliederung: Die Person möchte ihr Verhalten in einem sozialen Kontext erleben. In einer Gruppe erfährt die Person Anerkennung, Zugehörigkeit und Verbundenheit.

3.) Autonomie: die Möglichkeit, innerhalb eines angemessenen Rahmens über das eigene Handeln zu bestimmen: was, wie lange, wie nicht, mit wem. Das bedeutet Freiheit von Einschränkungen, Bevormundung und Übergriffen.

● Die Selbstbestimmungstheorie (SDT) bietet einen wertvollen Rahmen, um die Bedürfnisse und das Potenzial älter werdender Menschen mit geistiger Behinderung zu erkennen und zu fördern.

● Durch die Konzentration auf die Prinzipien Autonomie, Kompetenz und soziale Eingliederung trägt die SDT dazu bei, die Lebensqualität, das Wohlbefinden und die soziale Teilhabe von älter werdender Menschen mit geistiger Behinderung nachhaltig
zu verbessern.

● Sie führt letztendlich zu einer höheren Lebensqualität, einer besseren Bildung und beruflichen Teilhabe und stärkt das soziale und emotionale Wohlbefinden.

● Die Fähigkeit, sich selbst zu vertreten“, führt letztendlich zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität und einer besseren Eingliederung.


Förderung des Empowerments (siehe vorherige Folien)

Partizipation verwirklichen – Möglichkeiten für Dienstleistungsnutzer schaffen, in der Nachbarschaft unterwegs zu sein und an Aktivitäten im Sozialraum teilzunehmen

Vermittlung von Normalisierung
ein möglichst normales Leben. Das tun, was andere tun.

Partizipation sicherstellen – aktive Einbeziehung in Gestaltungs- und Entscheidungsprozesse


Die Möglichkeit, aus der bunten Vielfalt der angebotenen Lebensoptionen zu wählen und die Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen, ist eine kraftvolle Idee.

Beispiele:

● Den Alltag flexibler gestalten, damit älter werdende Menschen mit
geistiger Behinderung aus den Aktivitäten wählen können, die sie gerne machen möchten.

●Dies erfordert Koordination und Planung, gibt den älter werdenden Menschen mit geistiger Behinderung aber die Möglichkeit, ihren Tag
selbst zu gestalten.


Die Mitarbeiter beschäftigen den Dienstleistungsnutzer mit einer Aufgabe, um mehr über seine Interessen und Ziele herauszufinden.

Sie helfen dem Dienstleistungsnutzer, eine Liste zu erstellen:

  • Was sie in ihrem täglichen Leben tun wollen
  • Was sie nicht tun wollen
  • Alle Ziele, die sie haben, z. B. eine neue Fähigkeit
    zu erlernen

Dies hilft dem Dienstleistungsnutzer zu erkennen,
was für ihn wichtig ist, und gibt dem Personal die Informationen, um künftige Aktivitäten zu lenken
und die entsprechenden Prioritäten zu setzen.


Denken Sie über die Fähigkeit zu wählen nach und über sein Leben selbst zu gestalten. – Wie können die Mitarbeiter älter werdender Menschen mit geistiger Behinderung mehr Möglichkeiten bieten, ihr tägliches Leben selbstbestimmter
zu gestalten?

  1. Welche Wahlmöglichkeiten könnten im täglichen
    Leben von älteren Menschen mit  geistigen Behinderungen angeboten werden?
  2. Wie können Mitarbeiter und Dienste ältere Menschen mit  geistigen Behinderungen  besser dabei unterstützen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen?


Hilfsmittel können zur Unterstützung der Unabhängigkeit eingesetzt werden.

  • Sensoren können in Wohnungen installiert werden, um Stürze oder Bewegungsmuster zu erkennen.
  • Mit Hilfe von Sensoren kann beispielsweise erkannt werden, ob eine Person länger als gewöhnlich im Bett liegt, wann sie das letzte Mal auf der Toilette war, sich auf einen bestimmten Stuhl gesetzt hat oder andere typische Bewegungsmuster aufweist.
  • Auf diese Weise können sich die Dienstleistungsnutzer frei und unbeaufsichtigt bewegen, haben aber gleichzeitig die Gewissheit, dass das Personal benachrichtigt wird, wenn die Sensoren feststellen, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Es können auch andere Formen der Telekommunikation eingesetzt werden, um Menschen bei der Kommunikation zu helfen.

● So ermöglichen beispielsweise Sprachausgabe-Kommunikationshilfen (Voice Output Communication Aids, VOCAs) die Kommunikation über ein Gerät, das Gesten, Symbole, Buchstaben oder Wörter in computergenerierte Audiosignale umwandelt.

● Hilfsmittel wie VOCAs helfen den Menschen, mit anderen zu kommunizieren, sei es, um ihre Wünsche zu äußern oder ein Gespräch zu führen.


● Es ist eine wichtige Aufgabe, darüber nachzudenken, wie man Unterstützung leisten kann, die die Unabhängigkeit fördert.

● Empowerment ist eine Schlüsselkomponente der Unabhängigkeit, die auf drei Ebenen wirkt: persönlich, sozial und strukturell.

● Ein personenzentrierter Ansatz ist ein wirksames Instrument zur Förderung der Unabhängigkeit.

● Die Selbstbestimmungstheorie (SDT) bietet einen wertvollen Rahmen, um die Bedürfnisse und das Potenzial älter werdender Menschen mit geistiger Behinderung zu erkennen und zu fördern.

● Die Unterstützungstechnologie bietet leistungsstarke Werkzeuge zur Förderung der Unabhängigkeit.

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